Kinder und Karriere: SOS Tipps bei einer Überdosis Stress
Kinder und Karriere - SOS Tipps bei emotionaler und mentaler Überdosis Stress
Der einschneidendste Moment im Leben einer Frau sind die Presswehen, habe ich unlängst gelesen. Da geht’s wirklich los, denn Karriere und Familie zu vereinen ist ein Hochseilakt. Sogar Lieblingsmenschen können schwer die Akrobatik dahinter nachvollziehen, vor allem, wenn sie nachts nicht krumm liegen, um die Milchbar möglichst unaufgeregt zu bedienen.
Ich lebte meine jungen Erwachsenenjahre in internationalen Metropolen beruflich und privat auf der Überholspur, jedoch konnte mich nichts und niemand auf meine Mama-Rolle vorbereiten. Meine Mädels kamen innerhalb von 22 Monaten auf die Welt, und volle Windeln und Pastinaken-Brei hielten mich 4 Jahre auf Trab – bei fast nicht existenter nächtlicher Erholung. Es gab so gut wie keine Regeneration und der Energiespeicher leerte sich klammheimlich und leise. So geschah es, dass ich Ende 30, zwischen schmerzhaften Brustentzündungen und dicken Pandabär-Augenringen, meine Identität verlor.
Es waren mein Mann und ich, die das wankende Familienschiff über Wasser hielten, denn ohne Verwandtschaft in der Nähe waren wir gefühlt auf uns allein gestellt. Eines Januars, alle vier krank, die Nasen voll, der Kühlschrank leer, kniete ich ausgebrannt vor den Krümeln meines einst so lebensbejahenden Ichs. Von der geschätzten 100 Stundenwoche fielen 30 auf berufliche Belange, der Rest war selbstverständliche und unbezahlte Care-Arbeit. Mich als Person gabs schon lange nicht mehr. Dank der Aktivierung meiner Ressourcen gelang es mir, gerade noch rechtzeitig die Reißleine zu ziehen.
Doch was sind Ressourcen?
Aus der Psychologie ist bekannt, dass wir alles, was wir für Herausforderungen brauchen, in oder um uns tragen und dazu gehören persönliche, soziale, materielle und gesellschaftliche Ressourcen. Obwohl sie das Prädikat wertvoll haben, sind sie nicht immer verfügbar oder, wenn der Verstand aussetzt, leider wertlos. Radelt ein übermütiges Kleinkind mit Karacho gegen die Wand, dann sind Humor oder Geld am Konto irrelevant. Teile des Gehirns sind nicht sprachfähig und das limbische System, das bei Stress Amok läuft, kommuniziert mit Gefühlen und Körpersignalen. Bei Feuer am Dach fahren wir scharfe Geschütze auf: Bühne frei für das Unbewusste!
Mach deine Ressourcen zu Rockstars
Tipp 1: Aktiviere die unbewussten Ressourcen
Sie sind dem Verstand stets einen Schritt voraus und können in den brenzligsten Momenten aktiviert werden.
a) Das Unbewusste spricht über Bilder und Gefühle, und es bedarf eines Transportmittels, um in diese Tiefen vorzudringen: Wir suchen uns ein Bild aus, eine Fantasiefigur, Pflanze, Farbe oder ein Fahrzeug, etwas, das starke und gute Gefühle in uns auslöst. Dieser Ressourcen-Schatz hat Eigenschaften, die uns helfen, mit unseren Anliegen gesünder umzugehen.
b) Haben wir etwas Passendes gefunden, dann bauen wir um dieses Gefühl einen Slogan, der uns überzeugt und mitreißt. Das Bild wird vom Verstand mit Worten erfasst und vom Unbewussten in eine neue, körperliche Verfassung übersetzt. Zum Ändern eines Verhaltensmusters braucht es ein Zusammenspiel von Körper und Psyche.
Tipp 2: Deine Körperhaltung als Schlüssel gegen Stress
Trommelwirbel für den nächsten Superstar für mehr psychische Gesundheit: das Embodiment - die Körperhaltung, Atmung und Mimik. Diese Signale versteht das limbische System, auch wenn sich ein emotionaler Sturm in unseren vier Wänden zusammenbraut und wir einen imposanten Körper-Ausdruck einnehmen. Präsentieren wir vor skeptischen KundInnen ein neues Konzept, dann ziehen wir kleine Änderungen vor, die unsichtbar und trotzdem wirksam sind. Die Kraft der Haltung ist wissenschaftlich durch Power-Posen bewiesen: Sie richten uns auf und steigern das Selbstbewusstsein. Sofort ändert sich die Biochemie des Körpers, der Testosteron-Spiegel steigt an und das Stresshormon Cortisol nimmt ab.
Tipp 3: Ressourcen-Anker für neue Automatismen
Sowohl Slogan als auch Embodiment werden durch Training gefestigt, denn so wie die Feuerwehr für den Ernstfall übt, braucht Automatismen bilden etwas Geduld. Das Gehirn muss sich an neue synaptische Verbindungen gewöhnen und Ressourcen-Anker sind eine wichtige Erinnerungsstütze. Wir nutzen unsere Umwelt für zahlreiche friendly reminders, bis nach fleißigem Üben der Verstand und das Unbewusste synchronisiert sind und leidenschaftlich Samba tanzen.
Meine persönlichen, alltagstauglichen Schritte:
1. Bild: Mein Ressourcen-Schatz ist ein Foto einer Irischen Wolfshündin namens Zara. Sie sitzt hohen Hauptes inmitten ihrer Welpenbande und strahlt Ruhe, Selbstwirksamkeit und großes Selbstbewusstsein aus. Sie ist sich ihrer Qualitäten als Jagdhündin bewusst und sorgt für sich und ihre Lieben.
2. Slogan: Dieser ist in der Ich-Form, im Präsens, ohne Modalverben wie „kann“ oder „will“ geschrieben und versprüht Freude. Meinen finde ich in zahlreichen Erinnerungshilfen wieder: am Handy, in meinem Journal und pssst, abgespeckt sogar als Passwort für Logins: „Gelassen kümmere ich mich um meine Lieblingsmenschleins und agiere in kniffligen Situationen sanftmütig und selbstwirksam.“
3. Embodiment: Dazu richte ich mich auf, den Kopf stolz erhoben, den Blick auf das große Ganze gerichtet, mein Gesicht entspannt, da Zara lächelnd hechelt.
4. Ressourcen-Anker: Ich integriere die Farbe Lila in Form von Kleidungstücken, Accessoires und Smoothies, da Lila mich kraftvoll, kreativ und sexy fühlen lässt.
Dieser unbewusste Ressourcen-Schatz ist meine Lebensphilosophie geworden. Der Lebensfluss einer selbstständigen Mama schwemmt immer wieder unbekanntes oder unerfreuliches Treibgut an. Jedoch mit einem guten Ressourcen-Proviant im Rucksack lassen sich kräfteraubende Etappen selbstwirksamer und nachhaltiger meistern.
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