Den inneren Antreibern auf der Spur

Der Sommer schmeckt nach Sonne auf der Haut, einem Eis in der Hand und Sand zwischen den Zehen, jedoch bergen die schulfreien Wochen auch allerhand organisatorische und nervliche Höchstleistungen in sich, vor allem für berufstätige Eltern. Wie kann die sonnigste Zeit im Jahr entspannter gelingen?

 Ferienzeiten sind unbeschwert und herausfordernd zugleich, werfen sie den geregelten Ablauf aus dem Rhythmus und zeigen gnadenlos auf, dass Alltagspflichten leider kein Hitzefrei kennen. Aus diesem Grund lohnt sich ein ehrlicher Blick auf die inneren Antreiber, denn sie pushen in ohnehin schon herausfordernden Zeiten ans Limit und verhindern einen coolen Kopf bei heißen Temperaturen.

 Kein Zweifel, die inneren Antreiber haben positive Eigenschaften, lassen sie uns produktiv, gewissenhaft, einfühlsam, flott und eigenständig das Leben meistern. Aber wehe, wenn sie losgelassen werden – dann übernehmen sie liebend gern die Überhand und posaunen uns in anstrengenden Situationen folgende fünf Befehle lautstark ins Ohr:

 Sei schnell!

Sei perfekt!

Sei stark!

Mach es allen recht!

Streng dich an!

 Diese Ausprägungen haben meist einen biographischen Ursprung und wir alle tragen sie in uns - meist sind es sogar zwei oder mehrere Antreiber, die uns vorgaukeln, dass der durchgetaktete Alltag viel entspannter und zufriedenstellender wird, wenn wir ihren Befehlen brav gehorchen. Sie suggerieren ungeniert, dass wir uns besser fühlen, wenn wir ordentlich abliefern und erst genießen dürfen, wenn alles erledigt ist – Selbstfürsorge fungiert sozusagen als Belohnung für Leistung oder Erfolge. Ein wahrlich mieses Versprechen, und gehen die Pferde der Antreiber regelmäßig mit uns durch, dann vergrößert sich der Stress und wir fühlen uns chronisch erschöpft und frustriert – denn zufrieden sind diese Stimmen nie. Es gilt, die umtriebigen Gesellen regelrecht aufzuspüren, um sie auf frischer Tat zu ertappen und in flagranti zu bremsen. Haben wir einen Antreiber bei der miesen Arbeit entlarvt, dann dürfen wir die Stopp-Kelle ziehen und uns fragen, welchen Mini-Anteil wir weniger machen können, um einen ersten kleinen Schritt Richtung Entlastung zu gehen.

Seien Sie geduldig, wenn die Antreiber rebellieren, sie möchten ihr ungesundes Treiben fortsetzen, denn meist wüten sie schon seit Jahrzehnten und haben sich sehr gemütlich in unserem täglichen Handeln eingenistet. Wir sind eingeladen, passende Erlauber-Sätze zu formulieren, die uns unterstützen, uns selbstbewusst den mentalen Dirigenten zu stellen. Nach einiger Zeit der Übung werden Sie sehen, wie viel Energie durch das Weglassen von Mini-Tätigkeiten frei wird, und ihr Gehirn verstärkt mit jedem Training das neue neuronale Netzwerk und bringt die Stimmen nach und nach zum Schweigen.

 Eines ist sicher: Übermütige Antreiber erschweren das Leben und brennen uns aus. Ferienzeiten und Familienurlaube lassen sie regelrecht aufblühen, denn viel gemeinsame Zeit, unzählige Wünsche und Bedürfnisse und wenig geregelte Struktur bieten ein hervorragendes Brut-Klima. Ein chronisch erschöpftes Familienmitglied ist weder ein gutes Vorbild für die Kinder, noch kann es die zahllosen Familienangelegenheiten nachhaltig erledigen, die auch im Sommer Tag für Tag anstehen. Die Antreiber sind gezähmt, wenn wir die Freiheit für unser gewähltes Verhalten zurückgewinnen und unseren Selbstwert nicht an chaotische Restaurant-Besuche, Wutausbrüche an der Eis-Theke oder konstant bekleckerte Kleidung koppeln.

 So überlisten Sie die inneren Antreiber:

 Überprüfen Sie, ob die Antreiber nützlich sind oder Sie regelrecht zwingen, immer noch eine weitere Schippe draufzulegen

Sobald Sie wahrnehmen, dass ein Antreiber das Denken und Handeln steuert, sagen Sie laut STOPP

Sprechen Sie einen Erlauber-Satz aus. Statt:

Sei perfekt: Ich darf nachsichtig mit mir sein.

Sei schnell: Ich muss nicht überall dabei sein.

Sei stark: Jemand anderes macht das genauso gut.

Streng dich an: Ich darf es jetzt auch kurz feinhaben.

Mach es allen recht: Ich und die anderen zählen.

Bei schlechtem Gewissen halten sie durch, jeder kleine Schritt ist enorm wichtig

„Was tut mir jetzt gut?“ oder „Was brauche ich?“ sind Fragen, die wir uns in Stressmomenten vermehrt stellen können, um uns dann genüsslich einige Minuten davon zu gönnen.

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